Sind unsere Ratten wirklich neophob?

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Wir wünschen allen Userinnen der Rattenbande ein frohes Ostern.

  • Sind unsere Ratten wirklich neophob?

    Hallo, folgendes steht in der wiki (ich weiß... nicht das beste an infos, aber diskussionswürdig)

    Der dadurch auch veränderte Hormonhaushalt bewirkt zugleich eine Verhaltensveränderung im Sinne einer deutlichen Verringerung einer möglichen Neophobie (beständigen Angst vor etwas Neuem), der Fluchtbereitschaft und der Fluchtdistanz (des Minimalabstandes zum Tier, der den Fluchtreflex auslöst).


    Also ich muss sagne, nur von meinen ratten ausggehend, meine sind auch nicht gerade neophob. eher sehr interessiert an allem neuen. gut manchmal erschrecken sie sich vor lauten und neuen geräuschen, oder vor einer unerwartetetn bewegung. aber das ist auch eher selten.

    ich weiß ja, dass das auch ein argument ist, weshalb man ratten nicht mit nach draußen nehmen sollte, und das will ich eigentlich auch gar nicht entkräften..

    mich würde aber mal allgemein eure erfahrungen interessieren wie das mit neophobie und ratten ist. vielleicht ahb ich da auch einfach ne falsche vorstellung im kopf.

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Blacksun ()

  • Hallo,
    dazu gibt es einiges in dem Buch "The Story of Rats" von S. Anthony Barnett. Grob zusammen gefasst hat er folgendes festgestellt:

    Prinzipiell sind Wanderratten in Teilbereichen neophob und in Teilbereichen neophil.
    Wenn in einer bekannten Umgebung fremde Gegenstände und fremdes Futter auftauchen reagieren sie neophob. Ratten vermeiden die Stelle und bleiben manchmal gar stundenlang an einem Fleck, wenn ein Fremdkörper in ihrem Revier auftaucht.
    Deshalb ist man auch dazu übergegangen, bei Vergiftungsaktionen das Futter zunächst mehrfach unvergiftet zu platzieren und erst dann zu vergiften, wenn die Ratten sich daran gewöhnt haben.
    In vollkommen fremder Umgebung reagieren die Ratten eher neophil und erkunden alles.

    Barnett schreibt aber auch, dass diese Feststellungen vor allem für Wildratten gelten, da bei domestizierten diese Verhaltensmuster stark abgeschwächt sind. Unsere Ratten akzeptieren ja in der Regel auch schnell neue Käfig- oder Auslaufeinrichtung und unbekanntes Futter.

    Dass Ratten in fremder Umgebung eher neophil reagieren entkräftet aber meiner Ansicht nach nicht das Argument gegen Ratten-Mitnahme. Wie hoch der Stressfaktor in fremder Umgebung ist, wurde nämlich nicht mituntersucht, es ging allein darum, ob die Ratten Neugier zeigen oder nicht.

    Das Ganze habe ich jetzt sehr verkürzt, aber wen?s interessiert - das Buch kann ich wärmstens empfehlen.

    Gruß, Natascha

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von mayqueen ()

  • Huhu,

    In vollkommen fremder Umgebung reagieren die Ratten eher neophil und erkunden alles.


    Das hat auch einen Grund. Ich zitiere mal aus "Verhaltensbiologie" von Dierk Franck:

    "Eine Ratte erkundet einen neuen Gegenstand zunächst vorsichtig, indem sie sich heranschleicht, ein Stück zurückweicht, sich dem Gegenstand wieder nähert, ihn beschnuppert und beäugt.
    Das Neugierverhalten ermöglicht dem Tier, die Umwelt genau kennenzulernen und durch die erworbene Lernerfahrungen seine Überlebensaussichten zu vergrößern.
    Es entdeckt neue Nahrungsquellen, lernt neue Gefahren kennen, merkt sich Versteckplätze oder einen günstigen Ort für den Bau eines Nestes."

    Also selbst wenn Ratten draußen hin- und herflitzen, so ist das nur ein Verhalten um das Überleben zu sichern.
    Manche meiner Jungs zeigen schon Stresssymptome, wenn ich nur mit ihnen auf der Schulter ins Bad gehe und die Wasserflasche neu auffülle.

    Lieben Gruß
    Karina
  • Hallo,

    ich weiß nicht, ob sich das Verhalten von Wildratten in freier Wildbahn mit dem Verhalten von unseren Rattis in Heimtierhaltung vergleichen lassen. :nix:

    Ich hab da ganz unterschiedliche Exemplare gehabt. Die super Mutigen, die sofort losgestürmt sind und alles erkundet haben. Und die Schisser, die am liebsten gar nicht aus dem Haus rausgekrochen wären.

    LG,
    sandra*
  • Huhu.

    trotzdem finde ich das Verhalten oft recht ähnlich, wenn man es auf eine andere Situation umlegt.
    Wenn ich eine neue Rampe in den Käfig baue, dauert es eine Weile, bis sie sich darüber trauen. Erst vorsichtig anschnuppern, wieder zurückweichen, mal testweise anknabbern, zurück, testweise Fuß draufsetzen... etc. :D
    Natürlich ist das Verhalten auch abhängig vom Charakter der Ratzen und ihrem Vertrauen in mich.

    Es gab auch schon Versuche, in denen domestizierte Ratten draußen in einem abgegrenzten Terrain überlebten, fortpflanzten und ein den Wildratten sehr ähnliches Verhalten hatten.
    Allerdings muss man sagen, dass ihnen Futer und Wasser gereicht wurde und sie vor Fressfeinden geschützt waren.

    Domestic rats in semi-natural conditions

    Albino rats in an outdoor pen in Missouri, USA: Boice (1977) released ten domestic rats (5 males, 5 females) in a large, fully-enclosed outdoor pen and studied them for two years. He found that the rats constructed and lived in burrows that were indistinguishable from wild rat burrows. They followed regular pathways above ground like those seen in wild rats. The rats were hardy throughout climactic extremes, surviving cold temperatures as low as -30? C. The rats reproduced successfully, producing litters mainly in the spring and fall. They established a stable population that stayed around 50 rats, for a total of five generations.

    Behavior: Only females hoarded more than a few food pellets. Pairs of males were aggressive toward each other (leaping, kicking, sidling, and squealing) but serious fighting was not observed. One rat was an outcast who never went into a burrow. He huddled outside even during storms and survived under these conditions for three months. Rats formed a deep rat-pile of as many as 20 rats during cold weather, probably for heat conservation. The rats followed pathways above ground and marked them with urine. Feces were twice as likely to be above ground as below it.
    Burrows: All group members, male and female (except for old males) burrowed. Rats of 90-110 days dug with the greatest intensity. The burrows resembled those of wild rats: They started with an entrance hold with dirt scattered around half of it, they constructed a nest chamber at the end of the first tunnel, they always constructed a bolt hole, dug from within, from the second tunnel. The diameter, depth, and length of the tunnels and the number of nest chambers were very similar to those of wild rats.
    Boice's experiment demonstrates that domestic rats can survive harsh temperatures, construct shelter for themselves and breed successfully under such conditions. They have not lost these abilities even after hundreds of generations in captivity. Note, however, that Boice's experiment was not a true release into the wild: these rats were given food and water daily and were protected from predators.


    Quelle

    Grüßle
  • huhu,

    diese 'wiki'-Info ist u.a. in div. Dissertationen (auch in der legendären von O. Schleif/THHannover) nachzulesen.
    Über 200 Jahre Laborisierung können sehr wohl einen Einfluß auf das Verhalten der Ratten haben.
    Meine persönlichen Beobachtungen beziehen sich auf den Unterschied: Wilde/HaWis und normale Käfiterroristen. Die HaWis und die eine Wilde, die ich vor Jahren hier hatte waren/blieben in der Tendenz neophob - auch wenn sich (zum Zwecke der Futterbeschaffung/Drops-Bunkerung) ein wenig Vertrauen aufbaute, richtig 'zahm' wurden die nie, die waren immer wachsam, immer auf der Hut, auch in alltäglichen Situationen, die für sie nicht 'fremd' waren.

    lg
  • huhu,

    ich habe letztens eine interessante Erfahrung mit den Wildratten gemacht. Ich hatte ihnen Kokosnußstücke in ein Porzellanschüsselchen getan, zusätzlich zu ihrem üblichen Freßnapf mit Trockenfutter. Sie kannten bisher noch keine Kokosnuß.

    Sie fraßen zunächst ausschließlich das Trockenfutter, und ich war mir nicht sicher, ob sie die Kokosnuß nicht mögen oder sich an dem anderen Napf stören. Ich habe dann ein Stück Nuß herausgenommen und oben auf das Trockenfutter gelegt. Und schwups, war es weg.

    Ich habe dann die anderen Stücke aus der Schüssel rausgenommen und einfach neben den Trockenfutter-Napf auf das Handtuch gelegt. Die zweite Schüssel habe ich weggetan.

    Die Kokosnüsse waren in nullkommanix verschwunden :essen1:

    Also war durchaus eine gewisse Neophobie zu beobachten, aber nicht gegenüber dem Futter, sondern sie mochten die neue Schüssel nicht!

    Machen eure auch sowas oder nehmen die das Futter aus jedem Napf?
  • Hi,

    @Ianina:
    Hehe, meinen verfressenen Buben ist es schnurzpiepegal, ob ich ihnen die Leckerli aus einem Rattennapf, einer Unertasse oder gar auf Meissner Porzellan (wenn ich welches hätte) serviere - Hauptsache lecker!!! :D

    Ich denke aber auch, dass unsere verwöhnten Heimtierratten einige Merkmale der Wildratten abgelegt haben.

    LG
    Anja
  • hallo,
    ich hab gerade urlaubsnasen zu gast, das sind ganz schöne angsthasen. eigentlich stehen sie bei sich zu hause im zimmer des bsitzers, man sollte also meinen das geräusche wie staubsaugen und niesen normal sind, aber sie erschrecken sich doch noch ganz schön davor.

    allerdings sind sie in letzter zeit auch ein bissel aufgetaut und gewöhnen sich scheinbar an so sachen. man kann wieder niesen ohne das alle in dem käfig sich schnellstmöglich verstecken ^^

    ich find ihr verhalten halt komisch, meine intersseiert sowas alles gar nicht...

    @iania meinen ist es auch egal worin oder worauf ich das essen servier, hauptsache es gibt überhaupt was :)

    aber bei den wildratzen überrascht mich das verhalten halt nicht. an den einen napf haben sie sich schon gewöhnt.

    auch wenn das beispiel jett nicht so toll ist, aber bei der rattenbekämpfung wird es teilweise auch so gemacht. man legt den köder erst hin ohne gift. wenn die ratten sich dran gewöhnt haben und es ohne probleme fressen wird das gift zugeführt. sie fressen es dann, weil sie sich dran gewöhnt haben. wäre es komplett neu im revier würden sie es erstmal ignorieren.

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Blacksun ()

  • Huhu!

    Also, ich muss Rapunzel recht geben: einige meiner Kandidaten kriegen einen halben Herzkoller, wenn ich sie mal aus ihrem Revier raus ins Wohnzimmer trage.
    Das konnte ich erst kürzlich sehr genau bei Bläcky beobachten, der sich im Wohnzimmer gar nicht beruhigen wollte, in der Küche jedoch ganz schnell (nur war's da nicht so bequem für mich).

    Allerdings hab ich auch eine Nase, die gern meine gesamte Wohung erkunden würde und ohne Angst mir hinterher in ein völlig fremdes Zimmer trappelt. :)