Überlegungen zur Rudelgröße

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  • Hallo!

    Ich habe hier mal eine grundsätzliche Überlegung:

    Mal angenommen in einem Tierheim sitzen zwei Rattengruppen von je 10 Tieren (10xM, 10xW z.B.) und da das Tierheim aus verschiedenen Gründen gerade keine so guten Bedingungen bieten kann haben die sozusagen jeder 3 von 10 möglichen "Lebensqualitätspunkten". Ich habe nun die Wahl:

    1. Ich nehme 3 Ratten aus einem Rudel und ermögliche denen bei mir zuhause ein Leben mit (vermeintlich *) 10 Punkten Qualität. Für die 7 im Tierheim Verbleibenden verbessert sich die Qualität auch nochmal um je einen Punkt. Mach 28 Punkte Gewinn.

    2. Ich nehme ein komplettes Rudel von 10 Tieren, kann denen aber (zunächst) nur ein Leben von 6 Punkten ermöglichen. Das wären dann aber trotzdem 30 Punkte Verbesserung, die Lebensqualität des im Tierheim verbleibenden Rudels verbessert sich auch nochmal um 2 Punkte pro Tier oder es werden Kapazitäten für andere Tiere frei. Und bei mir zuhause kann ich die Lebensqualität nach und nach auch noch auf 7 oder 8 steigern. Wäre also rechnerisch ein größerer Gewinn oder seht Ihr das grundsätzlich anders?

    Dann habe ich noch einen anderen Punkt:

    Ein Rudel besteht aus mindestens drei Tieren. Stirbt eins davon habe ich sofort ein Problem. Ich müsste entweder Tiere dazu integrieren (Wieviele? Inti-Stress!), die verbliebenen abgeben (Heul!) oder das Rudel aussterben lassen (nicht artgerecht da am Ende einer allein bleibt). Ich bezweifle daher das man einem Dreier-Rudel überhaupt ein 10-Punkte-Leben ermöglichen kann. Das Rudel wird im Tierheim getrennt und bei jeder zwangsläufig vorkommenden Veränderung gestresst.

    Des weiteren können sich in einem größeren Rudel die Tiere auch besser mit sich selbst beschäftigen und benötigen weniger menschliche Ansprache. Da kann man auch mal den einen oder anderen scheuen oder bissigen Ratz mit durchs Leben schleusen ohne das der/die Halter*in gleich gefrustet ist.

    Meines Erachtens liegt daher die ideale Rudelgröße eher bei 6+ da man ohnehin für die Integrationen Kapazitäten für mindestens vier Tiere in Form von zwei Gehegen (idealerweise miteinander verbindbar) haben muss. Dabei kommt mir auch wieder ein Kritikpunkt aus dem Rattenforum in den Sinn:

    Der Nosecalc-Rechner gab in seiner auf den Empfehlungen des VdRd aufbauenden Urfassung folgende Werte aus:

    RattenanzahlKäfigvolumenVeränderung
    1 RatteKein Wert
    2 Ratten220 Liter
    3 Ratten320 Literplus 100
    4 Ratten403 Literplus 83
    5 Ratten493 Literplus 90

    Wie man an der Veränderung sieht war das schon nicht so ganz logisch, der Grundgedanke das eine Ratte nicht überall zugleich sein kann und daher für jede Weitere etwas weniger zusätzliches Volumen erforderlich ist schon.

    Im Rattenforum wurde der Nosecalc dann (ohne Wissen und Zustimmung des Urhebers soweit ich weiß) folgendermaßen "verbessert"

    1 Rattekein Wert
    2 Rattenkein Wert
    3 Ratten400 Liter(plus 25% zur alten Version)
    4 Ratten403 Literplus 3
    5 Ratten493 Literplus 90

    Also 25% Gehaltserhöhung o.Ä. auf einen Schlag hätte ich auch gern, aber ok. Die Ablehnung der 2er-Haltung unterstütze ich und die Erhöhung des Mindestvolumens grundsätzlich auch. Nur als ich dann gefragt habe warum das Mindestvolumen bei größeren Rudeln nicht auch angehoben wurde hat man mir das so ausgelegt das ich gegen jegliche Erhöhung/Verbesserung sei, tierwohlgefährdende Haltungsbedingungen unterstützen und auf meiner bösen Meinung beharren würde. Ist zwar eine alte Geschichte, aber kritisieren darf ich diesen Sachverhalt und den Diskussionsstil auf dem er basiert und der auch im Ratteneck weiterhin praktiziert wird dennoch.

    Des weiteren frage ich mich auch wer mit welcher Sachkompetenz/Erfahrung eigentlich nach welchen Kriterien die Mindestmaße festlegen sollte. Ich habe diese Frage mehrfach gestellt und nie auch nur den Ansatz einer Antwort darauf bekommen.

    Aber gut, da weder Nosecalc noch der Cagecalc derzeit verfügbar sind (oder kann jemand den Cagecalc aufrufen?) werde ich demnächst mal die Basics in einer Tabelle zusammenfassen. Die ist ohnehin viel übersichtlicher als die Kalkulatoren und Großrudel von über 10 Tieren hat auch kaum jemand. Die Details muss ja eh jeder mit sich selbst ausmachen. Mir geht es hauptsächlich darum Neulingen verständliche Mindestanforderungen und Richtwerte geben zu können. Wenn auf die Frage nach dem Warum nie eine plausible Antwort kommt ist das schwierig.

    LG

    SternFuchs*

  • Hallo Sternfuchs, ich kann Dir nur sagen, dass die meisten oder sogar alle (?) Rattenhilfen inzwischen nicht mehr unter eine Rudelgrösse von vier Tieren gehen.

    Liebe Grüße
    Sabine mit den 6 Altenkirchenern Clemens, Rüdiger, Günther, Kalle, Giesbert und Heribert :love:
    Unvergessen und ewig im Herzen Fridolin, Olaf, Hugo, Gustav, Rudi, Monnie, Emil, Ludwig, Eddie, Kai-Uwe, Florian, Oskar, Viktor, Benni, Simon, Jakob, Moritz, Oliver, Arno, Arthur, Alfred, Antonin, Capper, Hoodie und Cap :kerze:
    :hug:

  • Hallo Sternfuchs, ich kann Dir nur sagen, dass die meisten oder sogar alle (?) Rattenhilfen inzwischen nicht mehr unter eine Rudelgrösse von vier Tieren gehen.

    Das ist gut und unterstützenswert. Da habe ich auch durch den Rauswurf aus dem Rattenforum und die (selbst)Zensur im Ratteneck vieles nicht mitbekommen. Mich würde in diesem Zusammenhang mal die aktuelle Durchschnittsgröße der Rattenrudel interessieren. Im Ratteneck könnte man dazu eine Umfrage starten. Hier wäre die wohl aufgrund der geringeren Mitgliederzahl nicht ganz so aussagekräftig. Ich versuche es trotzdem mal und fange bei mir an:

    Aktuell haben wir 10 Ratten, 7 Weibchen und 3 Kastraten. Unseren Höchsstand hatten wir 2015 mit 28 Tieren und im Durchschnitt über unsere gesamte Rattenhaltung gerechnet waren es knapp 16 (seit 2017 sinkend).

    Das sollte jetzt weder als Idealbedingungen noch als Tierhortung (Animal Hoarding) verstanden werden. Wir hatten halt über die Jahre Gehegekapazitäten aufgebaut und die dann auch genutzt um zahlreiche Langzeitnasen aus Tierheimen und problematische Privatnotfelle aufzunehmen. Den Tieren ging es bei uns zwar deutlich besser als zuvor aber aufgrund der großen Zahl eben nicht so gut wie möglich, daher wollten wir uns auf eine Rudelgröße von 6 bis 8 Tieren verkleinern. Dabei sind wir dann Anfang des Jahres durch unerwartete Todesfälle zweimal bei nur zwei Tieren gelandet und der Gedanke ans Aufhören kam wieder auf. Die Stimmung im Ratteneck hätte auch fast dazu geführt das umzusetzen. Dann kamen aber mit MamaRia und ihren fünf Chaotinnen wieder sechs gute Gründe auf und wir werden wohl noch ein paar Jahre weitermachen. Unsere Haltung soll mindestens volljährig werden! :rat5:

    LG

    SternFuchs*

  • Huhu


    Aktuell habe ich nur 6 Buben, alles Kastraten (AKler)

    Meine Höchstzahl und auch persönliche Grenze waren 10 Jungs.

    Mehr geht nicht in der Savic Suite XL, eigentlich wären 9 die richtige Anzahl. Durch den Dauerauslauf finde ich persönlich aber auch 10 ok.

    Liebe Grüße
    Sabine mit den 6 Altenkirchenern Clemens, Rüdiger, Günther, Kalle, Giesbert und Heribert :love:
    Unvergessen und ewig im Herzen Fridolin, Olaf, Hugo, Gustav, Rudi, Monnie, Emil, Ludwig, Eddie, Kai-Uwe, Florian, Oskar, Viktor, Benni, Simon, Jakob, Moritz, Oliver, Arno, Arthur, Alfred, Antonin, Capper, Hoodie und Cap :kerze:
    :hug:

  • Grundsätzlich habe ich ein Problem mit diesen Berechnungsprogrammen, da ich den Eindruck hatte, die Ergebnisse werden als absolut letzte Wahrheit gehandelt.

    Und ja, ein Rudel mit drei oder womöglich nur zwei Tieren ist definitiv kein Rudel. Insbesondere für Neueinsteiger ist das sehr problematisch, da aufgrund dessen, dass es nunmal Ratten sind, das Risiko von Todesfällen relativ hoch ist und dann eine Integration anstehen sollte. Damit sind Anfänger meist überfordert.

    Die Überlegung mit den je 10 TH-Ratten beiderlei Geschlechts finde ich sehr theoretisch. Meist entscheidet in solchen Fällen das Herz, die Zuneigung, ein kleines Augenzwinkern oder wie immer man es nennen will. Und mal ehrlich, wenn in ein Rattengehege 5 Ratten passen, also nach aktuellem Tierschutzstand und Berechnung und weiß nicht was, dann gehen da auch 6 Ratten rein. Ich glaube, Ratten sind weniger "heikel" (Berechnungsorientiert) als wir denken oder es eben in sie reininterpretieren.

    Des weiteren frage ich mich auch wer mit welcher Sachkompetenz/Erfahrung eigentlich nach welchen Kriterien die Mindestmaße festlegen sollte.

    Also ganz ehrlich, das würde mich auch interessieren.

    Und nun zu unserem Bestand:

    aktuell vier Pfleglinge, ein Dreierrudel (2 Kastraten und ein alter Bock, den ich nur noch bei medizinischer Erfordernis (heißt das so?) kastrieren lassen würde) und dann unser aktuell nur noch vier Mädels (das waren vor kurzem noch sieben).

    Zur Unterbringung:

    Drei NET3 mit Cat-Durchgängen (falls mal wieder ein Großrudel kommt). Für Notfälle - nee ist ausgemustert!

    Unser "Rattenrekord" liegt bei ca. 45 Ratten. Keine Angst, das war nur ein/zwei Tage da mussten alle zusammenrücken. Die Ratten kamen aus einem total überfordertem TH und wurden bei uns bis zur Verteilung auf andere THs und privat bei uns zwischengelagert. Aber da haben wir gemerkt, wie geschickt die Dome sind - auch wenn ich manchmal auf die Volibesitzer ein bissi neidisch bin.

    LG Beate

    LG Beate

    LG Beate :)

  • 45 Rätze! Wow! :rat6: Aber ist natürlich was anderes wenn man die Tiere dann wieder abgibt. Das mussten wir zum Glück noch nie machen. Wir haben nur zweimal (einmal bei einer Freundin) den Halterinnen die Option offengehalten die Tiere zurückzunehmen wenn die Bedingungen das zulassen. Ansonsten hat hier jeder Ratz beim Überqueren der Türschwelle sein Forever-Home betreten und außer auf dem Weg zur Tierarzt nie wieder verlassen. 28 Ratten Höchstbestand hatten wir auch nur zweimal für etwa eine Woche, aber trotzdem war das etwas viel zu der Zeit, vor allem auch durch die entsprechend vielen Todesfälle in kurzer Zeit. Missen möchte ich die Zeit und die Erfahrungen dennoch nicht... :rat3:

    LG

    SternFuchs*

  • Zu der Tierheimrechnung hätte ich noch die Anmerkung, dass man selbst ja nicht die einzige Person ist, die potentiell adoptiert. Im Allgemeinen besteht zwar kein Mangel an Ratten, aber in so eine theoretische rechnung muss man es dennoch mit einbeziehen, dass ja auch jemand anderes vielleicht welche adoptieren möchte und so "seine Punkte mit in den Topf wirft".

    Und dann die eigenen Kapazitäten. Wie lange hält man Ratten, wenn man konstant 100% geben muss, damit man allem gerecht wird (weil man versucht es dann ja doch, selbst wenn man ausgerechnet hat, dass es nicht perfekt sein muss)? Irgendwann ist es ja zu viel. Dann gibt man 2-3 Jahre 100% und hat in der Zeit vllt eine Rudelgröße von 15 Tieren. Gleichzeitig musste immer mal etwas liegen bleiben, wenn ein anderer Bereich das Lebens etwas fordernder wurde. Oder man hält vielleicht nur eine durchschnittliche Rudelgröße von 5 Tieren, aber 10 Jahre lang, oder 15 oder noch länger bis vielleicht andere Umstände des Lebens dafür sorgen, dass man die Haltung aufgibt

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  • Rattenfan1 Da hast Du natürlich vollkommen recht. Aber bei der geringen Lebenserwartung von Ratten ist das mit den "potentiellen Adoptierern" so eine Sache. Wir haben es oft erlebt das die Tiere ihr halbes, manchmal sogar ganzes Leben im Tierheim verbracht haben. Also wenn es jetzt nicht gerade akute Fälle (z.B. Einzeltiere) sind warten wir einige Zeit ob nicht jemand anderes die Tiere aufnimmt. Ansonsten konzentrieren wir uns auf Langzeitnasen und Problemfelle wodurch sich ein anderes Problem ergibt das Du auch mit ansprichst:

    Wenn man vorwiegend alte, bissige und scheue Tiere aufnimmt die sonst keiner haben will ist das natürlich anstrengender und man muss mehr Todesfälle verkraften. Wie lange man dann die Kraft hat für "100%" oder wenigstens akzeptable Bedingungen ist natürlich auch ein wichtiger Faktor dafür, wieviel Tierwohl man in der Summe "produziert".

    Genau das sehe ich jetzt im Nachhinein an einem Fall aus dem Rattenforum. Die Halter haben da mit genau dem gleichen Anfängerfehler (Zooladen) wie wir angefangen und zunächst eine normale Rattenhaltung für sich betrieben. Nach einer kurzen Pause haben sie dann Notfelle aufgenommen und zeitweise 14 Ratten gehalten. Das hat sie dann wohl soviel Kraft gekostet das sie nach insgesamt 9 Jahren aufgehört haben und seitdem keine mehr halten (11 Jahre). Insgesamt 38 Tieren haben sie so ein liebevolles Zuhause gegeben. Dafür müsste ich ihnen eigentlich so lange und kräftig anerkennend auf die Schultern schlagen das ich einen lebensbedrohlichen Muskelkater bekomme und die beiden am Ende nur noch mit den Köpfen aus der Erde schauen. Dann käme ich allerdings an ein anderes Körperteil nicht mehr ran in das ich treten müsste weil die beiden noch immer versuchen, möglichst vielen die Rattenhaltungsbedingungen zu diktieren und damit vielen Menschen viel Motivation nehmen :rat6:.

    Die Frage die daraus resultiet wäre dann:

    :frage: Was motiviert uns zur Rattenhaltung und wie können wir das verstärken für noch mehr Tierwohl (und auch Menschenwohl)?

    Frohes Fest

    SternFuchs*

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