Entzug des Dispensierrechts für TAs - evtl. drohende Gesetzesänderung

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  • Entzug des Dispensierrechts für TAs - evtl. drohende Gesetzesänderung

    Hallo,

    wie sicher schon einige von Euch in den Medien gehört haben, soll den Tierärzten in Deutschland das Dispensierrecht aberkannt werden, d. h. sie dürfen verschreibungspflichtige Arzneimittel nicht mehr beziehen, lagern und an ihre Kunden abgeben.

    Obwohl mir eine TA-Helferin der Praxis die Tage sagte, dass das Gesetz schon mehrmals im Gespräch war in den letzten Jahren, scheint die Lage dieses Mal ernster zu sein!

    Als politische Begründung für diesen Schritt wird der Antibiotikaskandal in der Nutztierhaltung und hier v. a. in der Geflügel- und Schweinemast herangezogen, da dort massiv Antibiotika eingesetzt werden und es durch den nicht korrekten Antibiotikaeinsatz zu Resistennbildung bei Krankheitserregern kommen kann.

    Was würde die Gesetzesänderung für uns als Rattenhalter bedeuten?

    Wenn wir jetzt zum TA gehen, dann bekommen wir die nötigen Medikamente, die unsere Tiere brauchen und meist auch in einer annehmbaren Menge (z. B. einige ml Antibiotika).
    Hat der TA kein Dispensierrecht mehr, dann heißt das, er kann lediglich ein Rezept ausstellen, mit dem man die Medikamente dann in der Apotheke kaufen muss - und dort natürlich keine Teilmengen von wenigen ml, sondern immer nur ganze Packungen. Je nach Medikament würde man also eine Großpackung von 50 oder 100 Tabletten kaufen müssen, obwohl die Ratte, wo man ja oft nur kleine Mengen benötigt, nur 2 oder 3 Stück braucht und der Rest verfällt womöglich sogar und muss weggeworfen werden, wenn man nicht zufällig innerhalb der Haltbarkeit des Medikaments nochmal dasselbe Medikament benötigt.

    Oder was passiert, wenn man mit einer Ratte nachts zum tierärztlichen Notdienst muss?
    Auch der Not-TA könnte einem nur ein Rezept mitgeben und man müsste sich dann eine Nacht-Apotheke suchen, um die Medikament zu bekommen. Das ist je nach Wohnlage vielleicht nicht immer möglich und es kostet auch Zeit, die im Notfall über Leben und Tod entscheiden kann.

    Eine Freundin hat ihre TA heute auf das Problem angesprochen.

    Ihre TA hat gesagt, dass dann sogar Medikamente verboten werden würden. U. a. Antibiotika wie Convenia und Baytril; mit der Begründung, dass es Reserveantibiotika aus der Humanmedizin sind und darum für Heimtiere dann nicht mehr verwendet werden dürfen! Alternativen gibt es nicht. Es sind noch weitere Medikamente betroffen.
    Euthanasie wäre teils die einzige noch offene Behandlungsmöglichkeit ...

    Die Medikamente in der Apotheke müssten womöglich zu teureren Preisen gekauft werden. Schließlich haben Apotheker aktuell eher wenig Ahnung von veterinärmedizinischen Medikamenten und müssten sich weiterbilden, sie müssten zusätzliche Medikamente bei sich lagern, ggfs. fiele auch noch eine Rezeptgebühr.

    Die Gefahr von Schwarzmarkthandel, mehr Medikamentenkäufen im Internet und vor allem auch mehr Selbstmedikationen steigt.
    Krankheiten und Seuchen könnten sich so schneller verbreiten, weil die Leute aus Kostengründen gar nicht oder erst sehr spät zum Tierarzt gehen.

    Für viele Tierarztpraxen wäre dieser Beschluss existenzbedrohend, viele Arbeitsplätze könnten nicht mehr gehalten werden, somit könnten wir dem Behandlungsalltag nicht mehr gerecht werden. Etliche TAs würden sicher auch von sich aus ihre Praxen aufgeben: Weil sie es für sich nicht verantworten können, dass ihnen im Zweifel viel weniger mögliche Medikamente zur Behandlung zur Verfügung stehen und auch weil weniger Kunden kommen würden, weil sich manche Leute noch mehr überlegen, ob sie mit ihrem Tier zum TA gehen oder nicht.

    Eines steht fest: wenn es verschreibungspflichtige Medikamente nur auf Rezept gibt, wird das das Problem des Antibiotikaeinsatzes in Geflügel und Schweinemast nicht lösen - nicht für die Nutztiergesellschaft.
    Hier würde nur eine Änderung der Haltungsbedingungen wirklich etwas bewirken. Unter aktuellen Haltungsbedingungen vieler Nutztiere, sind Krankheiten vorprogrammiert.
    Das Problem würde sich eher noch verschlimmern - durch steigende Kosten wird der Medikamentenmissbrauch zunehmen!

    Die Politik scheint leider keine Vorstellung davon zu haben, was sich alles ändert, wenn Tierärzten das Dispensierrecht aberkannt wird.

    Leider kann man momentan nicht viel dagegen tun. Es gibt eine Online-Petition des Bundestages, die sich gegen den Entzug des Dispensierrechts auszuspricht; sie läuft bis zum 09.03.2012.

    Wir können nur hoffen, dass das Gesetz so nicht durchkommt, da sich sehr viel zum Negativen hin verändern würde für uns als Halter von Tieren, die so oft zum TA müssen wie Ratten, aber auch für alle anderen Tierhalter!

    Den Link zur Onlinepetition habe ich bewusst weggelassen (das muss schließlich das Team hier entscheiden).
    Es sollte jeder selber entscheiden, wie er damit umgeht. Ich möchte hier lediglich informieren, dass dieses Gesetz evtl. kommt und was sich damit ändern würde und zum Nachdenken darüber anregen.


  • Hallo Zusammen,
    ich denke das hier schon ein Interesse besteht daher hier mal der Link dafür:

    epetitionen.bundestag.de/index…341f603612f4bdc60d905d7a5

    Allerdings weise ich darauf hin das ihr wenn ihr zeichenen wollt, euch vorher anmelden müsst. Die Seite ist auf jeden Fall interessant, ich finde immer wieder Sachen wo ich zeichne und mache so immerhin mein eigenes Stück Politik. Auch wenn nicht alle Petitionen durch kommen es ist schon wichtig aktuell zu bleiben.
  • Hallo,

    ich möchte noch eine weitere Sache einwerfen, da ich in der Apotheke arbeite.

    Einige Medikamente vertreiben die Hersteller sogar Nur!! an Tierärzte, diese sind nicht mal in der Apothekensoftware gelistet! Demensprechend muss ein nicht unerheblicher Teil von Herstellern (sollte diese Änderung in Kraft treten) ihren ganzen Vertriebsweg umstellen.
    Wir haben sogar die Erfahrung gemacht das selbste Medikamente die in unserer Software gelistet sind, nich innerhalb eines Tages über den Großhandel beschaffbar sind. Einfach weil die Hersteller nicht an (alle) Apothekengroßhändler liefern sondern dann nur an die Apotheke direkt (Beschaffungszeit 1-3 Werktage, zzgl. Beschaffungsgebühr- welche die Apotheke auf den Kunden umschlagen muss, um nicht ein Minusgeschäft zu machen). :motz:
    Desweiteren muss jede Abgabe eines Tierarzneimittels extra dokumentierte werden. Mal wieder noch mehr Bürokratie für die Apotheken, na dankeschön.

    Weitere Frage was ist mit Einschlafmitteln und Schmerzmitteln für OP´s? Wird es dann wie bei den Humanmedizinern als Sprechstundenbedarf über die Apotheken bezogen, oder wie denken die sich das? Was und wieviel darf der Tierarzt dann noch lagern? Fragen über Fragen!
    Sollen sie doch einfach regeln das alles was für Tiere die zum Verzehr gedacht ist nur über Apotheken abgegeben werden darf aber die "Haustiere" weiterhin über den TA Medis bekommen können.

    Lg Zyp